Wie Du ein Praktikum beim Auswärtigen Amt machst

Wenn ihr die Informationen lieber in einem Video sehen möchtet, könnt ihr euch mein YouTube Video zu diesem Thema ansehen.

Warum ein Auslandspraktikum?

Ein Auslandspraktikum ist eine spannende Erfahrung. Nicht nur kannst du den Arbeitsalltag eines Unternehmens oder einer Organisation kennenlernen, für die du dir vorstellen kannst später einmal zu arbeiten, sondern du kannst das gleichzeitig auch noch im Ausland tun. Damit kannst du in das Lebens eines Expats reinschnuppern, es ist nämlich gar nicht so unwahrscheinlich, dass du in deinem Arbeitsleben für eine Zeit lang von deinem Arbeitgeber ins Ausland versetzt wirst.

Warum beim Auswärtigen Amt?

Ein Praktikum beim Auswärtigen Amt ist eine großartige Bereicherung für deinen Lebenslauf und deinen Erfahrungshorizont. Du kannst für ein paar Wochen in das Leben eines Diplomaten eintauchen und Politik bzw. Diplomatie hautnah miterleben. Du kannst mit vielen Diplomaten ins Gespräch kommen, die nicht nur einen krassen Lebenslauf vorzuweisen haben, sondern auch wahnsinnig viele Geschichten aus ihrer Zeit in den exotischsten Ländern der Welt erzählen können. Wichtig zu erwähnen ist, dass man beim Auswärtigen Amt nur ein Pflichtpraktikum absolvieren kann, was laut Studiengangs-Verordnung vorgeschrieben sein muss. Freiwillige Praktika sind nicht möglich, da es zu viele Anfragen gibt.

Wie lang?

Ein Praktikum beim Auswärtigen Amt dauert zwischen sechs Wochen und drei Monaten (kann auch sechs Monate lang sein, wenn die Studiengangs-Verordnung das so verlangt). Persönlich empfehle ich (wie immer) es so lang wie möglich zu machen – also drei Monate. Wichtig ist auch zu wissen, dass sich die Praktikumslänge nach den Vorgaben der Universität richtet. Wenn die Universität also nur ein 6-wöchiges Praktikum vorsieht, dann muss man sich erstmal für sechs Wochen bewerben. Aus meiner Erfahrung kann man dies dann aber eventuell vor Ort verlängern.

Bewerbung, Zusage und Vorbereitung

Die Bewerbung findet nur online über die Website des Auswärtigen Amts statt. Man muss sich spätestens sechs Monate vor der Ausreise bewerben, ich empfehle allerdings 9-10 Monate vorher. Die Bewerbung ist sehr ausführlich auszufüllen mit vielen Dokumenten. Man kann sich insgesamt bei neun Botschaften oder Generalkonsulaten weltweit bewerben. Problematisch ist aber, dass man diese nicht kategorisieren kann. Das heißt, dass alle angegebenen Botschaften und Konsulate unabhängig voneinander die Praktikantenbewerbungen durchsehen. Es kann also sein, dass man gern in ein Land möchte, aber von einem anderen Land eine Zusage bekommt. Dann muss man sich entscheiden, ob man flexibel ist und den Platz annimmt, obwohl es nicht der Erstwunsch war oder pokert und auf ein besseres Angebot wartet, was eventuell nie eintrifft. Nachfragen geht leider auch nicht. Ich empfehle daher zwei Dinge:

  • Erstens: Bis zu neun Botschaften oder Konsulate angeben und sehr flexibel sein
  • Zweitens: nur ein oder zwei Länder angeben, in die man unbedingt möchte und riskieren, dass man gar nicht angenommen wird (Ich habe damals nur eine Botschaft angegeben: Mexico City. Letztendlich hat es dort nicht geklappt, aber einen Praktikumsplatz habe ich trotzdem in Brasilien angeboten bekommen. Wenn das Auswärtige Amt eure Bewerbung also gut findet, dann wird eine Lösung gefunden)

Wann die Zusage kommt, kann man auch nicht einschätzen. Es kann 6 Monate vorher sein (wie bei mir) oder 6 Wochen vorher – einfach ein wenig Geduld haben, sich aber dennoch nach Alternativen erkundigen. Ich habe mal in einer Broschüre gelesen, dass das Auswärtige Amt nur 10% aller Anfragen annehmen kann, weil das Interesse so groß ist. Ich muss aber persönlich sagen, dass ich glaube, dass mehr Leute angenommen werden. 

Finanzen

Das Auswärtige Amt zahlt eine Aufwandsentschädigung von 300€ pro Monat. Man kann und sollte sich auf jeden Fall aber um ein DAAD Kurzstipendium bewerben. Da bekommt man je nach Land noch einmal 300-400€ pro Monat und eine Flugkostenpauschale. Alle Leute, die ich kenne und die sich darauf beworben haben, haben dieses Stipendium bekommen (inklusive mir). Versuch es einfach und denke nicht von Anfang an: „Das krieg ich eh nicht“.

Arbeitsalltag

Jede Botschaft ist unterschiedlich groß und deswegen hängt der Arbeitsalltag sehr davon ab, wo man das Praktikum absolviert. Bei großen Botschaften mit 80-100 Mitarbeitern (wie Brasilia) wird man meistens einer bestimmten Abteilung zugeteilt. Bei mir war das die Wirtschaftsabteilung. Bei kleinen Botschaften, wo z.B. nur 5-15 Mitarbeiter arbeiten, wird man meistens keiner Abteilung zugeteilt und wechselt während des Praktikums durch die verschiedenen Abteilungen. Ich muss im Nachhinein sagen, dass mir diese Variante wohl eher zugesagt hätte. Vorteil von großen Botschaften ist allerdings die Wichtigkeit des Landes und da kommt man manchmal schon mit sehr interessanten und auch wichtigen Entscheidungen oder Besuchen in Kontakt.

 

Hier einige meiner Tätigkeiten als Beispiele:

  • täglich den Valor (die größte brasilianische Wirtschaftszeitung) analysieren und in einem Newsletter das wichtigste auf Deutsch zusammenfassen
  • Recherchearbeit, z.B. zum Soja- und Zuckerrohranbau in Brasilien oder zum Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Brasilien
  • Beantwortung einer „Kleinen Anfrage“ aus dem Bundestag – das war sehr spannend
  • Pressevorträge zwei Mal die Woche mit den wichtigsten Meldungen aus verschiedenen Themengebieten in Brasilien (Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft, Umwelt etc.)
  • Außentermine
  • bei der Universität UNB den DAAD unterstützen und interessierten Studenten etwas über das Studium in Deutschland und Stipendien zu erzählen
  • mehrere Treffen in der EU-Delegation zum Thema Landwirtschaft, bei dem sich Landwirtschaftsreferenten aus den verschiedenen EU-Ländern treffen und gemeinsame Themen diskutieren (z.B. Mercosul-EU Abkommen)

Letztlich kann ich nur jedem empfehlen, der später einmal in einem solchen Bereich arbeiten möchte, ein Auslandspraktikum beim Auswärtigen Amt zu absolvieren. Es ist sehr lehrreich und macht sehr viel Spaß. Schau dir doch mal meinen Praktikumsbericht aus Brasilien von 2019 (auf Englisch) an.